Bauwagenblues.

Der erste Frost diesen Winters kam am 9. November letzten Jahres zu uns. Mittlerweile ist er im vierten Monat. Ich finde, das reicht langsam. Wirklich. So kenne ich mich gar nicht, da ich bisher immer der absolute Winterbefürworter war („Los! Mehr Schnee! Länger Schnee!“), aber wenn man seit letztem Sommer zu Zweit in einem sieben Quadratmeter großen Bauwagen im Garten des alten Hauses, das man umbaut, wohnt, dann kann sich die eigene Einstellung zum Thema „Winter“ schon mal ändern. ;-)


Und zusammen mit dem Frost kam auch der Bauwagenblues. Die Melodie, die mich zu relativem Stillstand brachte, da man bei Minusgraden im komplett entkernten Kaffeemühlenhaus ohne Heizung einfach fast nichts machen kann. Und ohne Licht. Ist ja immer so früh dunkel abends, äh, nachmittags. Der gemütliche Kaminabend (ja, der Kamin ist drin und funktionsfähig!) läuft dann meistens so ab:

„Wir müssen durchfeuern, sonst friert und über Nacht das Klo ein. Was sagt das Thermometer?“
„Aktuell -0,8°C.“
„Wir brauchen mindestens 9°C. Aber in drei Stunden sollte das zu machen sein.“

Klingt das romantisch? Ich weiß es nicht. Stimmungsschwankungen waren noch nie so stark wie in diesem Winter ;-) Und was das eben erwähnte Klo betrifft: mehr ist es auch nicht. Ein Klo. Festgeschraubt an zwei Holzbalken, die die Decke stützen, Wasseranschluss über einen Gartenschlauch und mit viel zu viel Fußfreiheit, weil wir den Boden noch gießen müssen. 10 Zentimeter höher. Wenn man jetzt bei uns auf dem Pott hockt, kann man wunderbar die Beine baumeln lassen! Und wenn man dann nachts bei sternenklarem Himmel, Minusgraden und leichtem Schneegeriesel im Nachthemd und mit Plastikschlappen an den nackten Füßen vom Bauwagen zum Klo stapft, erklingt er wieder, der Bauwagenblues und ich weiß nie, ob die Melodie wundervoll oder wundervoll traurig ist.

Nichtsdestotrotz gibt es eine Sache, der es egal ist, ob der Blues in Dur oder Moll spielt: der Hunger! Im Sommer war das einfach: Grill an, alle satt. Im Winter lockt (viel zu oft!) die Wärme diverser Imbissbuden. Ich fürchte, ich habe einen neuen Currywurst-Pommes-Majo-Rekord hingelegt. Aber an den Tagen, an denen man nicht auf dem Kellerfußboden festfriert (ich habe eine Kochplatte für die Steckdose und eine Wokpfanne dort!), gibt es oft das

Das-dient-nur-der-Grundversorgung-Abendessen:

  • 2 EL Kokos- oder Olivenöl (je nach Geschmack)
  • 2 Beutel einer komplett pfannenfertigen Tiefkühlkost ohne Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker

Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass diese Art Essen noch die gesündere von zwei möglichen Varianten ist, wäre ich auf der Stelle vor Entsetzen tot umgefallen. Nunja. Man wächst eben mit seinen Herausforderungen. In die Breite. Und der Blues spielt leise im Hintergrund seine Melodie. Doch gerade jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, kommen neue Töne hinzu: der erste Drosselgesang dieses Jahr – ihr glaubt gar nicht, wie froh mich das stimmt! <3